Vereinsgeschichte

Chronik

20220311 neue Vorstandschaft

1924

Bei der Generalversammlung des Trachtenvereins „Gennachtaler“ Westendorf am 26.01.1924, beschlossen 12 junge Burschen, eine Musikkapelle zu gründen. Als Ausbilder und Dirigent konnte Richard Wagner aus Augsburg gewonnen werden. Zum Vorstand wurde Georg Lorenz gewählt.

Als Aufnahmegebühr mussten die jungen Musiker jeweils 100 Goldmark aufbringen, um die Instrumente bezahlen zu können. Dies erwies sich kurz nach der Inflation als sehr schwierig.

Dennoch konnten bereits bis Mai 1924 vier weitere Musiker aufgenommen werden.

Als Probelokal stellte die Familie Kees ihre Wohnstube und das Gartenhaus zur Verfügung, die sich auch kostenlos um Kost und Logis des Dirigenten kümmerten.

Da es anfangs einigen Unmut über die Gründung einer Musikkapelle gab, wettete der Dirigent, dass die Kapelle innerhalb von 4 Wochen einen Walzer spielen konnte. Die Wette wurde gewonnen – die Aufführung fand in der Gaststube des Gasthauses Ammersinn statt.

1925

Im Jahr 1925 wagten die jungen Musiker bei einem Gartenkonzert in Westendorf ihren ersten offiziellen Auftritt. Das doch noch sehr eingeschränkte Programm von 3 Musikstücken wurden den ganzen Nachmittag wiederholt. Nichtsdestotrotz wurde kurz darauf der Wendelinsritt in Obergermaringen und eine Hochzeit in Weicht musikalisch umrahmt. Da die musikalischen Leistungen noch nicht groß waren, mussten sich die Musiker mit Essen und Trinken als Gage zufrieden geben.

Um die Vereinskasse zu stärken, wurde beschlossen, ein Theaterstück aufzuführen, da „dies leichter ginge als Musik zu machen“.

1926

Noch im Frühjahr 1926 wurde ein Auftritt in Buchloe von den Zuhörern mit den Worten „schöne Trachten haben sie, aber spielen können sie nicht“ bewertet. Doch bereits Mitte 1926 konnten die musikalischen Leistungen gesteigert und beim Musikwettstreit des Musikvereins Jengen 1927 unter dem neuen Dirigenten Meinrad Huttner aus Kaufbeuren ein 1. Preis erzielt werden.

Neben den örtlichen Veranstaltungen und einigen Hochzeiten wirkte die Kapelle beim 25-jähren Jubiläum des Radfahrvereins Westendorf sowie bei verschiedensten Trachtenfesten mit.

Aufgrund ihres Fortzugs aus der Gemeinde, erklärten mehrere Musiker innerhalb kurzer Zeit ihren Austritt aus der Kapelle. Nur durch die Umbesetzung verschiedener Instrumente, die Verpflichtung von Aushilfskräften aus umliegenden Kapellen sowie die Ausbildung von Jungmusikern konnte die drohende Auflösung des jungen Vereins verhindert werden.

1929

1929 wurde Hauptlehrer Haustein aus Westendorf als Dirigent gewonnen, der bis 1935 dieses Amt bekleidete. Unter ihm erzielte die Kapelle beim Musikfest in Blonhofen, nun bereits in der Mittelstufe, einen 1. Preis.

1935

In den folgenden Jahren wurden durch den Trompeter Andreas Wind sieben weitere Musiker ausgebildet, die zeitnah in die aufstrebende Kapelle integriert werden konnten. Dieser übernahm 1936 zudem das Amt des Dirigenten; Hauptlehrer Haustein wurde zum Ehrendirigenten ernannt.

1945

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges kam das Vereinsleben vollständig zum Erliegen.

Erst am Weihnachtsgottesdienst 1945 erklangen wieder die ersten Instrumente.

Im Laufe der folgenden Jahre konnte die stark geschwächte Kapelle durch die Eingliederung heimatvertriebener Musiker aus dem Sudetenland sowie durch den Zugang eigener Jungmusiker wieder verstärkt werden. So fungierte die Trachtenkapelle bereits 1947 wieder als Festkapelle beim 25 jährigen Jubiläum des Trachtenvereins Seestall.

1948

Vorstand Josef Singer, späterer Bürgermeister der Gemeinde Westendorf, leitete 1948 die Generalüberholung sämtlicher Musikinstrumente in die Wege. Aufgrund der Währungsreform wurde diese zum Großteil mit Lebensmitteln bezahlt.

1949

Das 25-jährige Jubiläum der Trachtenkapelle wurde 1949 bei einem Festabend im Gasthaus Ammersinn in recht bescheidenem Rahmen gefeiert. Die Gründungsmitglieder Georg Lorenz, Andreas Wind, Georg Gnedel und Ignatz Bader wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt.

1950

Das 1950 vom Trachtenverein „Gennachtaler“ Westendorf ausgerichtete Lechgautrachtenfest wurde von der Trachtenkapelle unter der Leitung von Bundesmusikdirektor Anselm Holzhey musikalisch umrahmte. Im Jahr 1955 konnte das 5. Bezirksmusikfest in Westendorf ausgerichtet werden. Zu diesem Fest kamen die meisten fortgezogenen Musiker in ihre Heimat zurück, um die Kapelle tatkräftig zu unterstützen. Das Wertungsspiel in der Mittelstufe wurde mit der Auszeichnung „vorzüglich“ bewertet.

1957

Beim Weihnachtskonzert 1957 trat die Trachtenkapelle erstmals in einer Stärke von 25 Mann auf. Die musikalische Qualität konnte stetig verbessert werden. Bei vielen Musikfesten erspielte die Kapelle zumeist 1. Plätze in der Mittelstufe.

1958

Im Februar 1958 konnte Georg Fleschhut, späterer Bezirksleiter des Bezirks 5 Kaufbeuren, als Dirigent verpflichtet werden, der dieses Amt bis 1994 innehatte. Im Folgejahr wurde Narziß Birk zum Vorstand gewählt, der dieses Amt 18 Jahre ausübte.

1961

Im Juli 1961 veranstaltete die Trachtenkapelle ein zweitägiges Musikertreffen mit den Kapellen aus Ossweil in Baden-Württemberg, Blonhofen, Ketterschwang und Waal.

Nach einem musikalischen Ausflug 1966 nach Westendorf in Tirol, konnte noch im selben Jahr der Gegenbesuch der Tiroler im Rahmen zweier Musikertage im hiesigen Westendorf gefeiert werden.

1970

Im Jahre 1970 traten unter den 12 neuen Jungmusikern auch die ersten beiden Frauen der Trachtenkapelle bei. Dies waren Susanne Euler und Jutta Mentner.

1974

Im Jubiläumsjahr 1974 zählte die Kapelle 37 Musikanten. Die Trachtenkapelle legte sich zum Geburtstag eine wunderschön gestaltete und handgeschriebene Chronik mit Fotos, Begebenheiten und Anekdoten der letzten 50 Jahre zu. Diese wurde zwischenzeitlich um einen weiteren Band ergänzt und bis zum heutigen Tage fortgeführt. Die Gestaltung erfolgt seit 1999 durch unser Ehrenmitglied Anton Geisenberger.

1977

1977 wurde vom Landesverband für Heimatpflege ein Wettbewerb für Volkstanzkapellen ausgeschrieben. Die erforderlichen Stücke mussten für die hierfür zusammengesetzte 9-köpfige Besetzung erst arrangiert werden, so dass die Noten nur wenige Tage vor dem Auftritt vorlagen. Die Freude über den 4. Platz von insgesamt 12 Kapellen war umso größer und die bis heute noch bestehende „Westendorfer Tanzlmusik“ war geboren.

1978

Ab 1978 konnte durch den Musiker Peter Stecker eine Kameradschaft zur elsässischen Musikkapelle Husseren-Wesserling aufgebaut werden, die in den folgenden Jahren und Jahrzehnten zu diversen Besuchen und privaten Freundschaften führte.

1979

Ein großes Ereignis für das gesamte Vereinsleben in Westendorf war 1979 die Einweihung des „Bürgerhauses Alpenblick“, in dem nun auch der Proberaum der Trachtenkapelle seinen Platz fand. Die im Folgejahr durchgeführten Wertungsspiele anlässlich des 25. Bezirksmusikfests des Bezirks 5 Kaufbeuren konnten im neu erbauten Saal abgehalten werden.

Der Musikfest-Sonntag 1980 wurde mit einem Feldgottesdienst, an dem über 200 Musiker die Schubert-Messe intonierten, eröffnet. Der Gemeinschaftschor und der Festumzug mit über 30 Kapellen und 13 Festwägen konnte noch durchgeführt werden, bevor es in Strömen zu regnen begann.

1980

Die 1980er Jahre standen ganz im Zeichen der musikalischen Leistungssteigerung. Die Jungmusiker stellten sich den Instrumentalprüfungen A- und B-Kurs, erfahrene Musiker absolvierten den Dirigentenkurs. Auch die zahlreichen durchgeführten Gesamt- und Registerproben erzielten ihre Wirkung, so dass die mittlerweile auf knapp 40 Musiker angewachsene Trachtenkapelle, meist in der Oberstufe, erfolgreich an den Wertungsspielen teilnehmen konnte.

1994

1994 legte Georg Fleschhut nach 36 Jahren das Amt des Dirigenten nieder. Unter seiner Leitung wurden rund 2.600 Musikproben, 1.700 Jungmusikerproben und 1.620 Auftritte abgehalten. Auch die Jugendausbildung wurde von ihm federführend übernommen. Insgesamt konnten unter seiner Führung 45 Musikfeste besucht werden, 10 in der Mittelstufe und 35 in der Oberstufe. Daneben war er 18 Jahre Leiter der Tanzlmusik und 29 Jahre im Bezirksausschuss des Bezirks 5 Kaufbeuren.

Die Stunden, die Schorsch und auch seine Frau Käthe für die Trachtenkapelle investierten, sind wohl nicht zu zählen.

In den Folgejahren wurde die Kapelle durch die Eingliederung der Jungmusiker immer mehr verjüngt. Auch der Frauenanteil stieg enorm. Waren 1992 gerade einmal zwei Musikerinnen in der Trachtenkapelle, sind heute über die Hälfte der aktiven Musikanten weiblich und zur festen Stütze im Verein geworden.

1999

1999 konnte die Trachtenkapelle unter Vorstand Anton Geisenberger und Dirigent Rainer Hornig mit der Ausrichtung des 43.  Bezirksmusikfestes ihr 75. Gründungsjubiläum in gebührender Weise feiern. Die Festtage begann mit einem „Tag der Jugend“, gefolgt von einem Stimmungswettbewerb am Samstag. Nach dem Festgottesdienst am Sonntagmorgen und dem traditionellen Gemeinschaftschor, führte der Festumzug bei strahlendem Sonnenschein durch die Westendorfer Straßen. Am Wertungsspiel, das in der Turnhalle und der neuen Schul-Aula durchgeführt wurde, nahmen über 30 Kapellen teil.

2001

Auf Initiative einiger „alter“ Elsässer, die anlässlich des Musikfestes in Westendorf zu Besuch waren, wurde 2001 und 2003 die über 25jährige Freundschaft mit dem Elsass durch gegenseitige Besuche begangen.

2002

Am 01.01.2002 wurde erstmals ein Neujahrsanspielen durchgeführt, das bis zum heutigen Tag einen festen Bestandteil im Jahreskalender darstellt. Nach dem Weihnachtskonzert 2002 legte Rainer Hornig nach 9jähriger Tätigkeit sein Dirigentenamt nieder und kehrt als Tubist wieder in die Reihen seiner Musiker zurück.

2005

Im Sommer 2005 wurde im Rahmen eines dreitägigen Dorffestes das 80jährige Jubiläum gefeiert. Die Idee eines Tauziehwettbewerbs, an dem Seilschaften aus den verschiedensten Vereinen gegeneinander antraten, fand begeisterten Anklang. Allen Teilnehmern sind die verbitternden Kämpfe, die in den Folgetagen für Andrang beim ortsansässigen Hausarzt sorgten, wohl bis heute im Gedächtnis.

Im Folgejahr sollte nur ein „kleines“ Dorffest am Kinderspielplatz stattfinden. Die tolle Atmosphäre an diesem Abend überzeugte jedoch sowohl die Besucher als auch die Kapelle, so dass das jährliche Dorffest seither an diesem Ort ausgerichtet wird und viele Gäste aus nah und fern anlockt.

2013

Im Februar 2013 konnte die mittlerweile auf über 45 Musiker angewachsene Trachtenkapelle den langersehnten neuen Probenraum im Anbau des Bürgerhauses Alpenblick beziehen. Dieser lässt sowohl hinsichtlich der Größe als auch der Akustik keine Wünsche offen.

2014

2014 wurde unter dem aus Germaringen stammenden Dirigenten Klaus Reggel ein Konzertabend unter dem Motto „ Böhmische Spezialitäten“ veranstaltet. Auch in den Jahren 2016 und 2018 fand sich die „Egerländer Besetzung“ nochmals für Konzerte in Westendorf und Bad Wörishofen zusammen. Das für 2020 geplante Konzert fiel leider der Corona – Pandemie zum Opfer.

Ebenfalls im Jahr 2014 konnte die Trachtenkapelle ihr 90 jähriges Bestehen begehen. Beim dreitägigen Jubiläumsfest wurde in der Maschinenhalle der Familie Ritzel mit Party-und Blasmusik gefeiert.

2015

Während der Wies´n-Zeit werden die Heimspiele des FC Bayern mit traditioneller Blasmusik eingeläutet. Ob der legendäre Fünferpack von Robert Lewandowski am 22.09.2015 auch ohne die musikalische Unterstützung der Trachtenkapelle gelungen wäre, wird wohl nie geklärt werden können.

2018

In den Jahren 2018 und 2019 ging es für die Kapelle auf große Fahrt. Sowohl das Geburtstagsständchen in Vaduz/Liechtenstein als auch die Fahrt zur “Grünen Woche” nach Berlin führt bei den Musikern bis heute zu strahlenden Gesichtern und vielen „Weißt du noch…“ – Momenten.

2020

Im Januar 2020 stellte die Trachtenkapelle nach vielen Jahren wieder einen Faschingsball auf die Beine. Unter dem Motto „Ab in den Dschungel“ wurde die Turnhalle in vielen Arbeitsstunden in einen wilden Urwald verwandelt. Dennoch hatte mit dem riesigen Besucheransturm wohl keiner der Organisatoren gerechnet.

Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass dies die letzte Veranstaltung für viele Monate sein wird. Leider legte die Corona – Pandemie auch das Vereinsleben der Trachtenkapelle komplett lahm. Erst im Sommer 2020 konnten – unter erschwerten Bedingungen – wieder die ersten Proben abhalten werden.

2022

Seit 2022 können das Dorffest, das Weihnachtskonzert und alle anderen Veranstaltungen wieder wie gewohnt stattfinden und die Kapelle mit vereinten Kräften und großen Schritten dem 100 jährigen Jubiläum, verbunden mit der Ausrichtung des 67. Bezirksmusikfestes, entgegensehen.

Unsere Ehrenmitglieder

v. l. n. r.:

Anton Geisenberger

Erwin Lieb

Josef Fischer

Franz Hiemer

Reinhold Köpfle

Karl Ritzel

Rudolf Birk

Michael Fleschhut

Werner Kohler

Stephan Adler (nicht im Bild)

Franz Trunz (nicht im Bild)

Ehemalige Dirigenten

1924-1925
Richard Wagner, Augsburg
1925-1926
Georg Lorenz
1926-1927
H. Barfüßer, Hohenpeißenberg
1926-1927
Josef Schleich, Peiting
1927-1929
Meinrad Huttner, Kaufbeuren
1929-1935
Matthias Haustein
1936-1937
Andreas Wind
1937-1939
Benedikt Lingg
1938-1949
Georg Lorenz
1950
Josef Grassl
1950
Anselm Holzhey, Buchloe
1951
Emil Keil
1951-1958
Andreas Wind
1958-1994
Georg Fleschhut
1989
Hermann Wagner
1994-2002
Rainer Hornig
2003
Franz Ille, Kaufbeuren
2003-2007
Hannes Heinlein, Türkheim
2008-2012
Johannes Bernhard, Rieden
2013-2020
Klaus Reggel, Germaringen
Seit 2021
Stephan Gehring, Blonhofen

Ehemalige Vorstände

1924-1925
Georg Lorenz
1926-1927
Georg Steiner
1928-1931
Georg Lorenz
1932-1933
Andreas Wind
1934-1936
Georg Steiner
1937-1939
Bartholomäus Stechele
1940-1945
Georg Lorenz
1946-1949
Josef Singer
1950
Ignatz Bader
1950
Gottfried Singer
1951
Georg Fleschhut
1952
Georg Lorenz
1952-1957
Josef Singer
1957-1959
Anton Einsle
1959-1977
Narziß Birk
1977-1997
Josef Fischer
1998-2003
Anton Geisenberger
2004-2013
Stephan Adler
2013-2019
Manfred Hornig
Seit 2019
Michaela Nieberle (geb. Ritzel)